Die beste Rhetorik, jeder sagt das – Die rhetorischen Tricks des Donald J. Trump

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Donald Trump, der grimmige Präsident, ist ein umstrittener Charakter. Er provoziert, attackiert die Presse und lässt seine Sprecher „alternative Fakten“ präsentieren, wenn ihm die Wirklichkeit nicht passt. Seine Reden wirken häufig plump und brachial.

Von der politischen Haltung und Meinung Donald Trumps mag jeder halten, was er/sie will, eines aber ist unstrittig: Der neue amerikanische Präsident ist mit seinem Auftreten, seiner Körpersprache und seiner Rhetorik erfolgreich. Auf Wahlkampftour füllte der 45. Präsident der Vereinigten Staaten ganze Hallen und sorgte mit seinen Reden für tosenden Applaus.

Deswegen ist seine Art zu sprechen durchaus einen genaueren Blick wert, denn vom Manager über den Gründer bis zum Referenten an der Uni bietet seine Redetechnik viel zum Abschauen.
<h3>Provokation als rhetorisches Stilmittel</h3>
Trump provoziert fast permanent: Der Klimawandel sei unwahr, Mexiko solle die Mauer bezahlen, die Trump bauen lässt, ein willkürlich erscheinendes Einreiseverbot … die Liste ließe sich beliebig erweitern. Provokationen gehören bei Trump zum Programm und zum Kalkül. Provokative Thesen dienen allgemein als wirksames rhetorisches Stilmittel. Wer provoziert, bekommt zunächst einmal die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer. Trump nutzt diese Spielart und sie bringt ihm permanente Aufmerksamkeit der Medien. Seinen Anhängern zeigt dies, dass Trump ein Mann der Tat ist, der sich keinen Konventionen verpflichtet fühlt.
<h3>Trumps Rhetorik und der Faktencheck</h3>
Trump scheint sich wenig um die Wahrheit zu kümmern. Dort, wo ihm die Welt nicht passt, liefert er „alternative Fakten“. Schon diese Formulierung suggeriert, dass es sich bei der anderen Darstellung des Sachverhalts nur um ein Missverständnis handelt. Für Trump zählt nur, was seiner Auffassung dienlich ist. Er entspricht damit einem Verständnis von Rhetorik, das schon im fünften Jahrhundert vor Christus von den Sophisten angewandt wurde.

Die Sophisten sahen die Rede als entscheidenden Machtfaktor an und vertraten die Ansicht, dass gute Rhetorik ausreicht, um das vermeintlich schwächere Argument zum stärkeren zu erheben. Es ging nach Auffassung der Sophisten nicht darum, wahrhaftige Argumente vorzubringen, sondern den eigenen Standpunkt unabhängig von der Richtigkeit der Argumente durchzusetzen. Dafür reicht der Anschein der Richtigkeit. Aristoteles und Platon widersprachen später dieser Auffassung von Rhetorik. Sie sahen sie als die Kunstform der geschickten Redeführung, die nachhaltig überzeugen kann und auch Trugschlüsse der anderen Seite aufdeckt. Diese Auffassung von Rhetorik berücksichtigt sowohl Wissen und Einsicht als auch Grundsätze der Ethik.

Trump formuliert Statements seiner Ideologie und unterschlägt dabei, dass Politik häufig einen Diskurs auf der Suche nach der richtigen Antwort darstellt. Verschiedene Interessen abzuwägen, um dann den besten Kompromiss zu finden, ist nicht sein Stil.
<h3>Catchphrases – Rhetorik zum Einstimmen</h3>
Mit seiner Show „The Apprentice“ wurde der Immobilienriese einem größeren Fernsehpublikum ein Begriff. Bereits in der Show war Trump durch seinen Catchphrase „You’re fired!“ eine Kultfigur. Auch im Wahlkampf prägte er Sätze, die von seinen Anhängern wie im Fußballstadium skandiert wurden: „Build that wall!“ etwa, oder „Lock her up!“.

Trump schaffte es damit, Politik und Wahlkampf mit wenigen Worten zusammenzufassen. Das war und ist nicht politisch korrekt, erzeugt jedoch bei seinen Fans und Gegner gleichermaßen klare Assoziationen. Trump verliert sich in seinen Reden nicht in Details, er nutzt stattdessen lieber den Superlativ. Alles ist „tremendous“, „huge“, „the best“. Mit diesen Begriffen operierte Trump bereits als Geschäftsmann, denn auch wenn die Details fehlen, weckt er mit den Superlativen Emotionen. Die Menschen wollen den Luxus, sie wollen das Beste. Und genau dieser Rhetorik bedient sich Donald Trump.

In Trumps Slogan vereinen sich Einfachheit und der Mitsingcharakter: „Make America Great Again!“ oder noch kürzer: „America first!“ – zwei einfache, englische Worte, die jedes Kind versteht.
<h3>In- und Out-Gruppe</h3>
Bereits einer seiner charismatischsten Vorgänger, John F. Kennedy, ist ein strahlendes Beispiel für die Benennung von In- und Out-Gruppen. Wir gegen die. Kennedy formulierte es in seiner Berliner Rede. Hier sind wir, die rechtschaffenen, freien Menschen, die alle Bürger Berlins sind – und wir werden von denen belagert. Ehe Missverständnisse aufkommen: Mir geht es hier um den Vergleich der rhetorischen Mittel, nicht der Persönlichkeiten von Kennedy und Trump.

Die Darstellung von In- und Out-Gruppen nutzt auch Trump. Auf der einen Seite befinden sich „wir“, die rechtschaffenen, hart arbeitenden Menschen, die keine Jobs mehr haben und auf der anderen Seite „die Eliten“, die uns alles wegnehmen, die Chinesen, die unsere Jobs klauen, die Mexikaner, die unkontrolliert ins Land einwandern. „Wir und die“ ist eine Technik des stark vereinfachten Kontrastes.
<h3>Wie ihm der Schnabel gewachsen ist</h3>
Das wohl stärkste Merkmal Donald Trump ist seine Unberechenbarkeit. Ob er eine lange geplante Wahlkampfrede hält oder nachts um drei tweetet, Trumps Verhalten ist unberechenbar. Selbst seine engsten Vertrauten wissen oft nicht, was er als Nächstes tut. Dadurch wird er zwar einerseits angreifbar, denn an politisch korrekte Skripts hält er sich nicht, andererseits macht es ihn nahbar. Ihm passierten Fehler, Hillary Clinton dagegen wirkte wie eine Maschine. Trump dagegen redet so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Als Off the cuff, (spontan völlig frei reden) bezeichnen das die Amerikaner. Das vermittelt

Ehrlichkeit, Unverstelltheit und Kontakt zum Publikum. Bereits bei einer PowerPoint Präsentation macht der Einsatz von Spontaneität und Blickkontakt einen entscheidenden Unterschied, erst recht bei Reden vor gefüllten Hallen.

Trumps Art zu sprechen ist publikumsnah. Er verliert sich nicht in Fachworten und Statistiken, sondern sagt den Leuten, was sie hören möchten. Bei Live-Auftritten ist Trump wie ein Stand Up-Comedian. Seine Reden sind leichte Kost in einfachen Worten, die er immer mal wieder mit einem Scherz auflockert.

Doch nun ist Donald Trump tatsächlich Präsident der Vereinigten Staaten, jetzt muss er zeigen, dass er seine Rhetorik auch in die Tat umsetzen kann.