Zum Ronald-Reagan-Tag: Große Worte – große Wirkung

„Mr Gorbatschev, open this gate! Mr Gorbatschev, tear down this wall!“

Unter dem frenetischen Jubel von mehr als 40.000 geladenen Gästen lancierte Ronald Reagan am 12. Juni 1987 einen höchst emotionalen Appell für Frieden und Freiheit und nicht zuletzt einen Meilenstein hin zur Öffnung der innerdeutschen Grenze. Seine Sätze wurden ebenso legendär wie John F. Kennedys Bekenntnis „Ich bin ein Berliner!“.

Riskante Worte mit großer Wirkung
Schon lange vor Reagans historischer Rede war das Brandenburger Tor das Wahrzeichen der Hauptstadt. Seit 1793 markiert das eindrucksvolle Triumphtor den Beginn der großen Prachtstraße des 17. Juni. An jenem Junitag brannte sich allerdings sein Bild ins kollektive Gedächtnis. Ohne Reagans bewusste Wortwahl wäre es nicht so weit gekommen.
„Generalsekretär Gorbatschow, wenn Sie Frieden suchen, wenn Sie Wohlstand für die Sowjetunion und Osteuropa suchen, wenn Sie Liberalisierung suchen, kommen Sie hier zu diesem Tor. Herr Gorbatschow, öffnen Sie dieses Tor. Herr Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder!“

Ein Schauspieler als Präsident
Ob es seinem ersten Leben als mittelmäßig erfolgreicher Schauspieler zu verdanken war, dass er sich über einige seiner Berater hinwegsetzte und diese markigen Worte wählte? Vielleicht. Jedenfalls stand die gerade erst aufgetaute Beziehung zu Gorbatschow und der Sowjetunion auf äußerst wackeligen Füßen. Am Ende verfehlte Reagan aber in doppelter Weise nicht die gewünschte Wirkung: Er verband sich auf ewig mit den Berlinern und nur zwei Jahre später fiel die Mauer.

Das richtige Wort zur richtigen Zeit kann die Welt verändern. Umgekehrt verrät Rhetorik ebenso viel über uns selbst. US-amerikanische Forscher machten deshalb eine erstaunliche Entdeckung – mithilfe von Ronald Reagan. Denn der 40. Präsident der Vereinigten Staaten bleibt nicht nur als Westerndarsteller und Politiker in Erinnerung, sondern auch als an Alzheimer erkrankter „Elder Statesman“.

Rhetorik verrät mehr, als wir denken
Diesen Umstand nutzte ein Team der Arizona State University und analysierte öffentliche Reden des Präsidenten. Offiziell erfuhr Reagan erst 1994 von seiner Erkrankung (er starb 2004). Aber bereits während seiner zweiten Amtszeit (1985 bis 1989) machten die Wissenschaftler Anzeichen für eine Demenzerkrankung aus.

Dazu verglichen sie die Pressetermine Reagans mit denen seines gesunden Nachfolgers George Bush. Algorithmen nahmen sich die Sprachmuster der beiden Präsidenten vor. Reagan wiesen sie bereits in der zweiten Amtszeit Wortwiederholungen nach – und viele konkrete Bezeichnungen wichen dem allgemeinen Begriff „Ding“.

Sprache wirkt
Sprache ist also viel mehr als ein verbaler Austausch zwischen zwei Menschen. Sie kann bewegen, Veränderungen anstoßen und Symbole für die Ewigkeit schaffen. Und sie kann als Frühwarnsystem für unsere Gesundheit genutzt werden. Ronald Reagan sei dank wissen wir das heute.